Newsletter Juni 2017
Hier finden Sie die kompletten Beiträge des Newsletters vom 27. Juni 2017.
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Newsletter 6 / 2017
27. Juni 2017
Liebe Leserinnen,
vom 15. bis 18. Juni trafen sich etwa 950 Menschen – Besucher*innen und Mitwirkende – auf dem Kongress „Soziale Zukunft“ in Bochum. An dieser Veranstaltung der anthroposophischen Organisationen in Deutschland haben sowohl Anthropoi Bundesverband als auch Anthropoi Selbsthilfe mitgewirkt. Einen ersten Eindruck schildert Jens Heisterkamp auf der Webseite von info3.
Im Rahmen dieses Kongresses fanden unsere 40-Jahr-Feier und unsere Mitgliederversammlung statt – mehr dazu siehe unten.
Ihre Newsletter-Redaktion
Volker Hauburger und Alfred Leuthold
INHALT
- Neues aus der Selbsthilfe
- Neulich auf …
- Termine
- Lust auf mehr …
Neues aus der Selbsthilfe
40 Jahre Anthropoi Selbsthilfe – 40 Jahre Engagement!
Dies war der Titel der 40-Jahr-Feier von Anthropoi Selbsthilfe im Rahmen des Kongresses „Soziale Zukunft“ am 17. Juni in Bochum. Eröffnet wurde die Veranstaltung vom Chor der Christopherus-Wohn- und Lebensgemeinschaft Bochum, welche die Teilnehmer*innen mit lebhaften Liedern zum Mitklatschen animierten.
Frau Sabine von der Recke bedankte sich bei den Chormitgliedern für ihren Beitrag mit kleinen Präsenten. Sie begrüßte die Teilnehmer der 40-Jahr-Feier und bedankte sich für ihr Kommen.
Anschließend begrüßte Volker Hauburger, Vorsitzender von Anthropoi Selbsthilfe, besonders die anwesenden ehemaligen Vorstandsmitglieder und die Vertreter*innen von Anthropoi Bundesverband, die an der Feier teilnahmen. In seiner kurzen Ansprache blickte er auf einige Punkte der 40-jährigen Geschichte der BundesElternVereinigung / Anthropoi Selbsthilfe zurück und stellte kurz die wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre vor.
Ausgehend von Beispielen der gesellschaftlichen Situation vor 40 Jahren wies er auf die völlig andere Situation der Menschen mit Assistenzbedarf zu dieser Zeit hin. Behinderung wurde als Defizit angesehen und die Menschen mit Assistenzbedarf wurden bedauert (ein Beispiel ist der Name „Aktion Sorgenkind“). Die Sorge für sie war geprägt vom Fürsorgegedanken und der Stellvertretung durch Eltern und Angehörige.
In dieser Zeit stellte die Gründung der BundesElternVereinigung 1977 einen sehr weitsichtigen Entschluss dar, der wesentlich auf Impulsen von Mitarbeiter*innen des Verbandes für anthroposophische Heilpädagogik, Sozialtherapie und soziale Arbeit (heute Bundesverband anthroposophisches Sozialwesen, kurz: Anthropoi Bundesverband) beruhte; vom Verband wurden auch bis zur Errichtung einer eigenen Beratungs- und Geschäftsstelle in Berlin die Geschäftsstellenaufgaben übernommen. Der Zweck der BundesElternVereinigung bestand in der „Vertretung der Belange Seelenpflege-bedürftiger Menschen gegenüber Behörden, Verbänden und anderen Stellen“ und in der besonderen Unterstützung und Förderung der Heilpädagogik und Sozialtherapie auf anthroposophischer Grundlage. Dies sollte erreicht werden durch Unterrichtung der Öffentlichkeit, Intensivierung der Mitarbeit der Eltern durch Unterrichtung, Elternseminare und Fortbildungsveranstaltungen und durch Pflege der Verbindung der Mitglieder untereinander und der Beziehungen zwischen Mitarbeitern, Eltern und Freunden. Damit wurde bereits damals der Selbsthilfe-Gedanke vertreten (Zitat BAG Selbsthilfe: „Selbsthilfe bedeutet, sich mit Gleichbetroffenen auszutauschen, sich weiterzuhelfen. Selbsthilfe bietet Unterstützung, Beratung … und gibt allen betroffenen Menschen eine starke Stimme nach außen“).
Der wichtigste Meilenstein in der Zusammenarbeit zwischen Angehörigen und Mitarbeitern war das sog. „Altenschlirfer Memorandum“ von 1994, welches „vorurteilsfreie, gleichberechtigte und sorgeteilende Beziehungen zwischen Eltern und Mitarbeitern“ anstrebte und damit ein neues Zeitalter in der Zusammenarbeit einläutete.
In der Zwischenzeit haben sich viele Dinge grundlegend geändert: aus Stellvertretung ist Förderung der Selbstbestimmung geworden. Dies heißt bei unseren Angehörigen mit Assistenzbedarf:
- Förderung der Selbstvertretung, wo und wann möglich
- Assistenz bei der Selbstvertretung, wenn erforderlich
- Stellvertretung durch Angehörige und Betreuer nur wo dies notwendig ist
Aus „Anstalten“ und „Heimen“ wurden Einrichtungen und Dienste mit vielfältigen, teilweise selbstbestimmten Wohnformen nach den unterschiedlichen Bedürfnissen der Menschen mit Assistenzbedarf.
Dies führte 2013 zur Umbenennung von BundesElternVereinigung in Bundesvereinigung Selbsthilfe im anthroposophischen Sozialwesen (oder kurz Anthropoi Selbsthilfe), um den Selbsthilfe-Gedanken stärker hervorzuheben und durch die Benutzung des Begriffs Anthropoi die Verbundenheit mit dem Anthropoi Bundesverband zu betonen.
Zum Abschluss wies er auf die beiden dringlichsten Aufgaben der nächsten Jahre hin:
- Die Begleitung der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes und damit zusammenhängender Gesetze und Verordnungen, die in Stufen bis 2023 geplant ist. Anthropoi Selbsthilfe wird seine Mitglieder detailliert über diese Umsetzung informieren und auf kritische Punkte, die es zu beachten gilt, hinweisen.
- Die Werbung innerhalb der Angehörigen, sich nicht nur in den Mitgliedsvereinen und Einrichtungen ihrer Angehörigen mit Assistenzbedarf zu engagieren, sondern sich auch regional oder bundesweit für deren Belange einzusetzen.
Er dankte den Teilnehmern für ihr bisheriges Engagement in all den Jahren und ermutigte sie, dies fortzusetzen.
Herr Holger Wilms, Vorstand Anthropoi Bundesverband und Delegierter in den Vorstand von Anthropoi Selbsthilfe, überbrachte ein Grußwort des Bundesverbandes. In seiner sehr persönlichen Ansprache beschrieb er seine eigenen Erfahrungen in der Zusammenarbeit von Mitarbeitern mit Eltern und Angehörigen im Rahmen seiner verschiedenen Tätigkeiten und betonte die Wichtigkeit und Notwendigkeit einer guten und engen Zusammenarbeit zwischen Angehörigen und Mitarbeitern.
Nach diesen Ansprachen bildeten die Teilnehmer kleine Gruppen, in denen sie dann intensiv die folgenden Fragen diskutierten:
- „Wann habe ich von BEV / AS erfahren?“ / „Wie kam ich persönlich zu meinem Engagement?“
- „Wie sehe ich die Zukunft des Selbsthilfe-Engagements und von Anthropoi Selbsthilfe?“
Die vielfältigen Ergebnisse und Anregungen dieser Diskussionen wurden gesammelt und werden intern diskutiert.
Frau von der Recke dankte allen Teilnehmern für ihre Teilnahme und Mitwirkung an der Diskussion.
Volker Hauburger
Vorstand gewählt
Foto links:
Der bisherige Vorstand, von links nach rechts: Andreas Enke, Volker Hauburger, Sabine von der Recke, Helke Holland, Klaus Biesdorf
Auf der Mitgliederversammlung am 17. Juni 2017 in Bochum wurden als Vorstand von Anthropoi Selbsthilfe gewählt:
Herr Volker Hauburger (Vorsitzender), Herr Klaus Biesdorf, Frau Doris Bröring-Boklage (neu), Herr Andreas Enke, Frau Sabine von der Recke.
Frau Helke Holland wurde mit großem Dank aus dem Vorstand verabschiedet.
Foto rechts: Neu im Vorstand: Frau Doris Bröring-Boklage.
In einer an die Mitgliederversammlung anschließenden Gesprächsrunde berichtete unsere sozialpolitische Sprecherin Frau Rechtsanwältin Beatrice Nolte über das Bundesteilhabegesetz und sammelte Fragen aus der Runde, die wir in kommenden Ausgaben von „informiert!“ darstellen werden.
Neulich auf …
… dem Bahrenhof: Geschwisterseminartag
Zum diesjährigen Geschwisterseminartag am 6. Mai 2017 wurde zum Thema „Magnetismus“ wieder einrichtungsübergreifend im norddeutschen Raum eingeladen. Im übertragenen Sinne wurde über Anziehung, Abstoßung, Energie– und Kraftfelder und Musterbildung gesprochen, und hierdurch der Austausch inspiriert. In vertrauter Runde können die Gedanken und Gefühle, die individuell bewegen, zum Ausdruck kommen, man weiß sich in einer Runde “Wissender“, und dies ist wohltuend. Mittlerweile sind manche Geschwister jedes Jahr dabei, aber auch immer wieder neue Geschwister, was die vielfältigen Erfahrungen erweitert und die Runde immer bereichert.
Der Termin für 2018 wird Ende diesen Jahres bekannt gegeben, dies wird ein Jubiläum werden: 10 Jahre Geschwisterseminar!
Christiane Döring
Termine
Regionalversammlung Baden-Württemberg
1. Juli 2017
15.00 Uhr
Dorfgemeinschaft Tennental, Deckenpfronn
mit Vortrag „Aktuelles von der Sozialpolitik – Bundesteilhabegesetz und andere“ (Volker Hauburger)
Hinweis: Um 14.00 Uhr Mitgliederversammlung des Regionalverbandes
Region Hessen: Regionaltagung
18.11.2017
Thema „Versicherungen für Menschen mit Assistenzbedarf“
Termin bitte vormerken.
Lust auf mehr…
SWR2 Forum: Projekt gescheitert?
Warum die Inklusion an deutschen Schulen nicht funktioniert
Radiobeitrag vom 1.6.17, 17:05 Uhr; 44:17 Min.
SWR-Text zum Beitrag: „Für viele ist diese Reform eine Herzensangelegenheit, eine notwendige Antwort auf die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung, die nicht mehr am Rande der Gesellschaft stehen sollen. Bezogen auf die Schulen heißt Inklusion: Förderbedürftige Kinder werden zusammen mit Nichtbehinderten in einem Klassenraum unterrichtet. Doch jetzt stellt sich heraus, dass die Reform zwar gut gemeint, aber schlecht gemacht ist. Es gibt zu wenig Sonderpädagogen, es fehlen Räume, Sachmittel, das Know-how und verlässliche Qualifizierungen. Ist das Projekt gescheitert? Ist es überhaupt sinnvoll, alle förderbedürftigen Kinder in Regelschulen zu unterrichten?“
Es diskutieren: Thomas Bin (Sozialpädagoge, freier Filmemacher), Barbara Rochholz (Förderschul-Lehrerin an einer Gesamtschule in Bochum), Heike Schmoll (FAZ); Gesprächsleitung: Ralf Caspary.
Der Beitrag kann nachgehört werden unter:
http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/swr2-forum/swr2-forum-projekt-gescheitert/-/id=660214/did=19420642/nid=660214/sdpgid=1415343/6fv7dw/index.html
Behindertenbeauftragte geehrt
(AL) Eine ungewöhnliche Auszeichnung erhielt kürzlich die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der Menschen mit Behinderung Verena Bentele: Sie erhielt den „Champagner-Preis für Lebensfreunde“ vom „Bureau du Champagne“! Begründung der Jury: „… Mit ihrer positiven Ausstrahlung und ihrem mitreißendem Auftreten steckt sie Menschen an und beweist, dass Politik und Lebensfreude nicht im Widerspruch stehen…“ Ich persönlich würde es ja sehr begrüßen, wenn sie auch nach der Bundestagswahl wieder ihre Aufgabe übertragen bekommen würde.
Gesundheitsförderung mit Menschen mit Lernschwierigkeiten – Leichter lernen mit dem Projekt GESUND!
– Eine Praxishilfe für Werkstätten für Menschen mit Behinderungen –
Menschen mit Lernschwierigkeiten werden bis zu dreimal häufiger krank als Menschen ohne Behinderungen – oft mit schwerem Verlauf und längerer Krankheitsdauer. Um ihre Gesundheitschancen zu erhöhen, haben der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) und die Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB) eine neue Broschüre herausgegeben. Die Publikation stellt die Ergebnisse des KHSB-Forschungsprojektes GESUND! vor und gibt Werkstätten für behinderte Menschen Materialien an die Hand, mit denen sie das gesundheitsfördernde Verhalten ihrer Beschäftigten mit Lernschwierigkeiten anregen können. Die Inhalte der Broschüre lassen sich auch auf andere Bereiche der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen übertragen. Beim Projekt GESUND! wurden Beschäftigte mit Lernschwierigkeiten einer Berliner Werkstatt in einem Kurs zu „Gesundheitsforschern“ ausgebildet und so an die Gesundheitsförderung herangeführt. Anhand von Themen wie Bewegung, Ernährung, „Umgang mit Krisen“, „Arztgespräche“ und „Das Herz“ lernten sie, selbstbestimmt Einfluss auf ihre eigene Gesundheit zu nehmen.
Verena Bentele, Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, würdigte das Projekt und die vdek-Publikation: „Das Projekt GESUND! macht Menschen mit Lernschwierigkeiten zu handelnden Experten in eigener Sache und bindet sie direkt in die Gesundheitsförderung ein. Das ist eine Herangehensweise, die genau dem Motto der Behindertenrechtskonvention entspricht: ‚Nicht über uns ohne uns‘. Ich hoffe, dass die Broschüre dazu beiträgt, die Inhalte des Lichtenberger Projektes auf viele andere Einrichtungen zu übertragen.“
(aus Pressemitteilung vom 13.6.2017)
Kostenfreier Download der Broschüre und Bestell-Link für gedruckte Version:
https://www.vdek.com/vertragspartner/Praevention/projektgesund.html
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Impressum
Anbieterkennzeichnung gemäß § 5 Telemediengesetz
Im Auftrag des Vorstandes von Anthropoi Selbsthilfe: Alfred Leuthold
Herausgegeben von der Beratungs- und Geschäftsstelle der
Bundesvereinigung Selbsthilfe im anthroposophischen Sozialwesen e.V.
(Anthropoi Selbsthilfe)
Argentinische Allee 25 | 14163 Berlin
Tel. 030 / 80 10 85 18 | Fax 030 / 80 10 85 21
E-Mail: info@anthropoi-selbsthilfe.de
http://anthropoi.de | https://anthropoi-selbsthilfe.de
Anthropoi Selbsthilfe wird gesetzlich vertreten durch den Vorstand: Klaus Biesdorf, Doris Bröring-Boklage, Andreas Enke. Volker Hauburger, Sabine von der Recke.
Fotos: Alfred Leuthold, Christiane Döring
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